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 Aktuelles aus Studium und Forschung

Dienstag, 25. November 2014

Sie bringen härteste Metalle in Wunsch-Form, lassen ohne Kraftaufwand und ohne Bearbeitungsspuren auf Tausendstel Millimeter exakte technische Spezialbauteile zum Beispiel für Motoren entstehen: Die Teams des Fertigungstechnikers Dirk Bähre und des Chemikers Harald Natter von der Saar-Uni arbeiten mit Forschern, Maschinenherstellern und Produktionsunternehmen aus der Region Saarland-Lothringen-Westpfalz daran, die Technologie des „präzisen elektrochemischen Abtragens“ weiterzuentwickeln. Im Projekt „Initiative Precise“ fließen die Forschungsergebnisse direkt in die Anwendung und in neue Produkte. Heute, 25. November, wird das Projekt mit dem mit 25.000 Euro dotierten zweiten Preis des Interregionalen Wissenschaftspreises der Großregion ausgezeichnet (12 Uhr im großen Sitzungssaal des Kurfürstlichen Palais in Trier, Willy-Brandt-Platz 3, 54290 Trier).„Unsere Region ist ein starker Standort in der elektrochemischen Metallbearbeitung. Wir haben hier eine ganze Reihe von Forschungseinrichtungen und Unternehmen, die sich hierauf spezialisiert haben. Im Projekt Initiative Precise bündeln wir dieses Know-how und entwickeln die Technologie weiter“, erklärt Professor Dirk Bähre. Der Ingenieur koordiniert die Initiative Precise, bei der Unternehmen und Forscher aus dem Saarland, Rheinland-Pfalz und dem französischen Lothringen Hand in Hand arbeiten: „Die Unternehmen kennen die Anforderungen an Zukunfts-Produkte und wir schaffen mit unserer Grundlagenforschung die Voraussetzung, sie zu realisieren“, sagt Bähre. Im grenzüberschreitenden Netzwerk erarbeiten die Partner neue Konzepte, um Werkzeuge für die Serienfertigung herzustellen. „Kleine und mittelständische Betriebe, die keine eigene Forschungsabteilung haben, profitieren von unserer Forschung und überführen unsere Erkenntnisse in neue Produkte“, sagt Bähre.

Elektrochemisches Abtragen macht es möglich, komplizierte Bauteile etwa für Flugzeugtriebwerke oder Fahrzeugmotoren kostengünstig und in hoher Stückzahl herzustellen. Bis auf Tausendstel Millimeter genau erzeugen die Ingenieure mit diesem Verfahren maßgeschneiderte technische Spezialanfertigungen – in einem Stück, aus harten, hochbelastbaren Metallen und ganz ohne Kraftaufwand. „Das Besondere dabei ist, dass die Form absolut frei gestaltet werden kann“, sagt Bähre. Selbst komplizierteste Ecken und Kanten können in härtestem Metall umgesetzt werden. „Das Verfahren PhoGaTool, das wir in unserem Netzwerk von Chemikern, Mikrosystem- und Fertigungstechnikern entwickelt haben, ist kostengünstig und hochpräzise. Mit ihm können kraftstoffsparende Motorenteile fürs Auto, medizinische Implantate oder auch Rasiererköpfe wirtschaftlich hergestellt werden“, erläutert der Fertigungstechniker.

Mit ihrem Verfahren bringen die Ingenieure und Chemiker Titan, Gusseisen, Hartmetalle, Nickel oder hochfeste Stahllegierungen in Form. Umspült von einer Elektrolytlösung nehmen alle diese Metalle exakt die gewünschte Geometrie an. Von der Wunschform wird hierzu zunächst mit Hilfe der Photolithographie ein Negativ erstellt: Durch Belichtung wird die Struktur einer Vorlage Schicht für Schicht in Fotolack übertragen. Die dreidimensionale Vorlage wird metallisch beschichtet und dient als Werkzeug für das folgende elektrochemische Abtragen. Dabei fließt elektrischer Strom zwischen dem Werkzeug, also der „Wunschform“ (Kathode), und dem zu bearbeitenden Werkstoff-Rohling (Anode), die aufeinander gebracht und von einer stromleitenden Flüssigkeit, dem Elektrolyt, umspült werden. Hierdurch und mithilfe von Stromimpulsen werden winzige Metallteilchen vom Rohling abgetragen, und eine Positivform mit glatten Oberflächen entsteht. Haarrisse oder Bearbeitungsspuren gibt es nicht. „Das ist ein klarer Vorteil gegenüber herkömmlichen Verfahren, bei denen die Bearbeitung Spuren wie Rillen oder Kratzer hinterlässt und das Material extremen Belastungen, also großen Kräften oder hohen Temperaturen, ausgesetzt wird“, erläutert Bähre.

Das Netzwerk erhält heute den zweiten Preis des Interregionalen Wissenschaftspreises der Großregion. Mit diesem Preis zeichnet die Arbeitsgruppe „Hochschulwesen und Forschung“ der Großregion wissenschaftliche Kooperationsprojekte für ihre herausragende grenzüberschreitende Zusammenarbeit aus. Der Preis wurde anlässlich der vierten Konferenz der für Hochschulwesen und Forschung zuständigen Minister, Staatssekretäre, Vizepräsidenten und Regionalbeauftragten der Region Lothringen, Luxemburgs, Walloniens, von Rheinland-Pfalz und dem Saarland verliehen. Die Region Rheinland-Pfalz, die derzeit die Gipfelpräsidentschaft der Großregion innehat, hatte hierzu nach Trier eingeladen. Der zweite Preis wird gestiftet von der SaarLB: Die SaarLB verleiht ihren Wissenschaftspreis zum zweiten Mal im Rahmen des interregionalen Wissenschaftspreises. http://www.saarland.de/61101.htm

Die EU fördert die Initiative Precise im Interreg-Programm IV A (Großregion) aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung mit 1,3 Millionen Euro. Das Projekt startete im Jahr 2012. http://www.initiative-precise.eu/

Pressefotos für den kostenlosen Gebrauch:www.uni-saarland.de/pressefotosFilm zum Projekt: http://initiative-precise.eu/film/

Kontakt: Prof. Dr.-Ing. Dirk Bähre, Lehrstuhl für Fertigungstechnik:Tel. 0681 / 302-3075; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!. Martin Swat: Tel. 0681/302 4639; E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!http://www.lft.uni-saarland.de/de/home.html

 

 

Authors: Uni Saarland

Lesen Sie mehr http://www.uni-saarland.de/nc/aktuelles/artikel/nr/11766.html

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